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Doppelte Verneinung

 

Aus aktuellem Anlass eine Ergänzung zum Thema „doppelte Verneinung“. Als Lesern macht sie uns Mühe, doch für den Verfasser kann sie regelrecht zur Falle werden. Über dem neuen Gesundheitsminister ist diese jetzt zugeschnappt.


Formulierungsfalle des Monats

Tagesschau 5. Juni 2011, Thema EHEC: … Kritik am staatlichen Krisen- management wies der Minister zurück: „Ich sehe derzeit keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass die bestehenden Mechanismen, die bestehen- den Zuständigkeiten, die wir in Deutschland haben, nicht funktionieren.“

Dies sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr bei einem Besuch im
Universitätsklinikum Hamburg. Entschlacken wir den Satz und entfernen die Wiederholungen und Verschachtelungen, dann sagte er sinngemäß:

Ich zweifle nicht daran, dass die Zuständigkeiten nicht funktionieren. - oder, ohne Verneinung: Ich bin davon überzeugt, dass die Zuständigkeiten nicht funktionieren. – oder, ganz knapp: Es funktioniert nicht.

Der Minister sagte also das Gegenteil von dem, was er sagen wollte.
Heute wissen wir: Er sagte unwillentlich die Wahrheit - Sigmund Freud
lässt grüßen. Schwurbelnd tappte er in die Falle „doppelte Verneinung“.

Klar und doch vorsichtig formulieren – so kann es gehen:

Natürlich wollte sich der Minister vorsichtig ausdrücken. Wollte sich eine Hintertür offen lassen, um bei neuen Fakten nicht dumm da zu stehen. Deshalb konnte er natürlich nicht sagen: „Alles funktioniert bestens.“

Aber es gäbe eine weichere Version, sogar ohne die riskante doppelte Verneinung: „Nach allem, was ich bisher weiß, funktionieren die Mechanismen und die Zuständigkeiten, die wir in Deutschland haben.“


Tipp des Monats: So umgehen Sie die Negativ-Falle

Wenn Sie zu einem heiklen Thema ein Statement abgeben wollen oder müssen: Verlassen Sie sich nicht darauf, dass Ihnen im ntscheidenden
Augenblick die richtige Formulierung einfällt. Das kann ins Auge gehen.

Bereiten Sie Ihr Statement vor. Wenn Sie sicher gehen wollen: wörtlich. So finden Sie auch eine Formulierung ohne Verneinung. Dies lohnt sich. Die Forschung sagt: Mit einer Positiv-Aussage kommen Sie besser an.


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