„Eure Rede sei: Ja, ja; nein; nein. Was darüber ist, ist vomÜbel“ – diese Gebrauchsanweisung ist fast 2000 Jahre alt. Gleichwohl strahlt sie erfrischende Klarheit aus, und sie ist hochaktuell angesichts mancher Sprachkapriolen von heute.
Reparaturstau des Monats
„Es ist nicht erkennbar, dass es 2012 nicht sehr steil aufwärts gehen
kann.“
Das sagte der Berliner S-Bahnchef Peter Buchner jüngst einer Zeitung.
Er äußerte sich zu den Chancen, dass sein Unternehmen im kommenden
Jahr die technischen Probleme bei seinen Zügen in den Griff bekommt. Jene Störungen, die den Berlinern seit geraumer Zeit immer wieder auf
die Nerven gehen und die Berlin bundesweit zum Gespött machten.
Und wie drückt er sich aus? Mit dem Mittel der doppelten Verneinung:
Es ist nicht erkennbar, dass es 2012 nicht … Im Mathematikunterricht
haben wir gelernt: Minus mal Minus ergibt Plus. In unserem Fall hieße
das: Es ist erkennbar, dass es 2012 sehr steil aufwärts gehen kann.
Vermutlich schreckte Buchner genau davor zurück und dachte: Sag
das bloß nicht. Bisher ging noch jede Prognose in die Hose, also sei
vorsichtig. Ergebnis: ein Satz mit einem Informationswert gleich Null.
Klar und doch vorsichtig formulieren – so kann es gehen:
Formulieren Sie positiv. Sagen Sie, was geht anstatt, was nicht geht.
In unserem Fall also vielleicht so: Im Moment spricht alles dafür, dass
es 2012 steil aufwärts gehen kann. - Oder, noch etwas klarer:
Im Moment spricht alles dafür, dass wir 2012 deutlich vorankommen.
Die Leseforschung sagt: Negativ-Formulierungen erzeugen beim Leser
eine negative Stimmung. Und sie sagt zweitens: Am leichtesten
verstehen wir „Wer-tut-was“- Sätze. Das sind Aktivsätze, die einen
Akteur benennen und eine Aktion beschreiben. – Also vielleicht so:
Im Moment ist offen, wann wir den Berlinern wieder alle S-Bahn-Züge
zur Verfügung stellen können. Aber aus heutiger Sicht kann ich
sagen: 2012 werden wir bei dieser Aufgabe deutlich vorankommen.
Tipp des Monats: So lösen Sie sich vom Negativ-Stil
Gehen Sie nach dem Schreiben alle Verneinungen durch. Brauchen Sie
sie wirklich? Falls Sie auch nur eine ersetzen könnten: Tun Sie es.
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