so würden Sie heute keinen Geschäftsbrief beginnen. Und dennoch: Auch in beruflichen Texten überleben bisweilen Formulierungen von anno dazumal. In diesem Newsletter erfahren Sie, wie Sie denen zu Leibe rücken.
Archäologischer Fund des Monats
Die helle und sonnige Wohnung ist ruhig im gartenseitigen Erdgeschoss gelegen. Sowohl der großzügige Wohnraum mit ca. 33 qm als auch die Küche bieten einen schönen Blick in den hauseigenen Garten. Eine dem Wohnraum vorgelagerte Südterrasse lädt zum Verweilen ein.
Goethe-Liebhaber („Verweile doch, Du bist so schön“) entzücken diese Zeilen vielleicht, praktisch denkende Wohnungssuchende dürften sie eher befremden. - Also vielleicht etwas mehr Prosa:
Die Wohnung ist sonnig und hell, sie liegt im Erdgeschoss zur Gartenseite hin. Der Wohnraum ist mit 33 Quadratmetern großzügig geschnitten. Ihr Blick fällt ins Grüne, durch eine Schiebetür treten Sie auf die Südterrasse– für eine Lesestunde im Liegestuhl oder ein Sommeressen mit Freunden.
Zeitgemäß formulieren - so kann es funktionieren:
Erzählen Sie einfach eine Geschichte. Nehmen Sie Ihre Leser an der Hand und führen Sie sie durch das Thema, in diesem Fall durch die Wohnung. Erzählen Sie Ihre Geschichte anschaulich und konkret, in einfachen Sätzen.
Helfen kann Ihnen dabei, wenn Sie sich zunächst in die Rolle Ihrer Leser
versetzen: Was könnte sie interessieren? Was wollen sie wissen? Was würde
ich wissen wollen, wenn ich in deren Situation wäre? Und was eher nicht?
An diesen Verständlichkeitsregeln habe ich mich orientiert:
-
Portionieren Sie Ihre Informationen, machen Sie kurze Sätze
-
Konkret ist besser als abstrakt
-
Wenn es passt: Schreiben Sie aus der Leserperspektive
Tipp des Monats: Reden Sie!
Haben Sie eine Hang zu abstrakten Formulierungen und zu komplizierten
Sätzen? Dann sprechen Sie zunächst über Ihr Thema. Erzählen Sie es
jemandem, der sich damit nicht so gut auskennt wie Sie. Sie formulieren
dann eher konkret, einfach, näher am Leben. Schreiben Sie es so auf.
Oder überprüfen Sie die Rohfassung Ihres Textes: Entstehen beim Lesen
Bilder im Kopf? Oder bleiben Wörter und Sätze blass? Die „Lesestunde im
Liegestuhl“ lässt Bilder entstehen, das „Verweilen“ tut es nicht. – Überlegen
Sie in diesem Fall: Wie würde ich das meiner Tante erzählen? Einem jungen
Mitarbeiter? Dann finden Sie Formulierungen, die näher am Leben sind.
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