Es stimmt: Unsere Welt wird immer komplexer. Aber nirgends steht, dass auch die Berichte darüber immer komplizierter werden müssen. In diesem Newsletter erfahren Sie, wie Sie Ihre Texte verständlich bleiben.
Mastgans des Monats
Die in den letzten Jahren immer wieder bestätigte Nachricht,
dass von den Lebensmitteln, die in Kettenläden ausliegen, ein
beträchtlicher Teil vor dem Verkauf wieder aussortiert und
entsorgt wird, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum nah gerückt
oder schon überschritten ist, lässt Zweifel aufkommen am
Sinn solcher oder ähnlicher Kennzeichnungen.
Uff. E i n Satz. 46 Wörter, drei Schachtel-Einschübe. „Alles
wichtig“, würde der Autor vermutlich sagen. Und er hat recht.
Aber deshalb muss er nicht alles in einen einzigen Satz stopfen.
Je komplexer das Thema, desto wichtiger ist es zu portionieren.
Komplexes sortieren: So kann es gehen
Ehe Sie schreiben: Schauen Sie sich den Sachverhalt an. Wie
viele Informationsebenen gibt es? In diesem Satz sind es drei:
1. Sachverhalt: Kettenläden werfen viel weg
2. Grund: das Mindesthaltbarkeitsdatum
3. Analyse des Autors: Zweifel am Sinn der Kennzeichnungen
Jetzt setzen Sie den Sachverhalt neu zusammen, Schritt für
Schritt. Jede Informationsebene bekommt einen eigenen Satz:
In den letzten Jahren hat es sich immer wieder bestätigt:
Kettenläden sortieren einen beträchtlichen Teil ihrer Lebens-
mittel vor dem Verkauf aus und entsorgen sie. Der Grund:
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist nahegerückt oder schon
überschritten. Dies lässt Zweifel aufkommen am Sinn solcher
oder ähnlicher Kennzeichnungen.
Drei Informationsebenen, drei Sätze. Und der Text ist kürzer
geworden: 44 Wörter. Etwas Feinschliff bringt ihn sogar auf 41:
Es ist eine Tatsache: Kettenläden sortieren einen beträchtlichen
Teil ihrer Lebensmittel vor dem Verkauf aus und entsorgen sie.
Sie tun dies, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum naht oder über-
schritten ist. Dieses systematische Vernichten von Lebensmitteln
schürt Zweifel, ob solche Kennzeichnungen überhaupt sinnvoll sind.
So werden Ihre Sätze leserfreundlich
1. Jeder Gedanke bekommt einen eigenen Satz.
2. Ab 20 Wörtern in einem Satz: besser zwei Sätze machen.
3. Keine Schachtel-Einschübe. Erst Hauptsatz, dann Nebensatz.
4. Hauptinformationen in Hauptsätze, nicht in dass-Nebensätze.
5. Ein Doppelpunkt bringt Luft in lange Satzkonstruktionen.
Wetten, damit schaffen Sie auch diesen Satz:
Die Panik, mit der in Kettenläden nach Ladenschluss ganze
Regale mit mustergültig konservierten oder natürlich gereiften
Lebensmitteln leergeräumt werden, damit der von der Werbung
verkündete Mythos der Frische keinen Kratzer abbekommt, hat
etwas Verzweifeltes an sich.
zurück zur Übersicht