Es stimmt, ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Und eine gute Unterzeile verstärkt diese Wirkung. Mit dem richtigen Ansatz können Sie in ein, zwei Zeilen eine Menge aussagen. In diesem Newsletter erfahren Sie, wie Sie dies anpacken.
Langweiler des Monats: Die Bildbeschreibung
Ein BMW-Mitarbeiter in München poliert die Motorhaube eines Modells
der Dreier-Reihe – diese Zeile stand unter einem Foto im Wirtschaftsteil
einer großen Tageszeitung. Das Foto selbst zeigte exakt, was der Text
beschrieb: Ein Monteur poliert mit einem Lappen die Haube eines BMW.
Kein Einzelfall. Solche Fototexte schaffen es häufig in die Medien. Unter
dem Foto einer Staub saugenden Frau steht dann Eine Frau saugt mit
einem Staubsauger den Fußboden eines Wohnzimmers. Unter dem Bild
eines Geschäftshauses mit dem riesigen Firmenschild „Hubert Burda
Media“ steht Sitz der Hubert Burda Media im Münchner Arabellapark.
Unnütz sind diese bloßen Bildbeschreibungen. Sie geben nur wieder,
was wir als Leserinnen und Leser ohnehin sehen. Das muss nicht sein.
Fototexte I: Thema oder Kernaussage
Ein Werksmonteur poliert die Motorhaube eines Porsches. Im Lack
spiegelt sich die Hallenbeleuchtung. Unter dem Foto steht Glänzende
Ergebnisse: Von Januar bis Juni lieferte Porsche 60 659 Neuwagen aus.
Portalkräne in einem Containerhafen. Darunter steht: Piräus. Auch die
Hafengesellschaft soll privatisiert werden. Ein voller Hörsaal in einer
Universität, der Dozent schreibt etwas an die Tafel. Und als Unterzeile
Lernen in anderen Ländern: Großbritannien ist für den Master beliebt.
Das Prinzip heißt Mehrwert: Die Unterzeile nennt das Thema, um das
es in dieser Geschichte geht. Noch besser, es bringt die Kernaussage.
Damit erfahre ich auch beim Überfliegen die Essenz des Textes. Das
Foto steht dafür stellvertretend, es ließe sich auch austauschen.
Fototexte II: Die Geschichte hinter dem Bild
Eine Frau über einem Sarg. Traurige Gewissheit: Zwanzig Jahre nach
dem Massaker von Srebrenica wurden die sterblichen Überreste von
Branco Doric identifiziert. Jetzt erst kann seine Witwe ihn betrauern.
Hier ist das Foto ein Dokument. Es zeigt einen ganz bestimmten Sarg
und eine ganz bestimmte Frau. Die Unterzeile identifiziert die Person
auf dem Bild und nennt eines der Opfer mit Namen. Anders als bei
Symbolfotos ist die Unterzeile an dieses spezielle Foto gebunden.
Die Stärke der dokumentarischen Bildzeile: Sie gibt dem Anonymen
ein Gesicht. Dies ist ihr Vorteil gegenüber der Mehrwert-Unterzeile.
Die könnte hier lauten Kein Ende in Sicht: Auch 20 Jahre nach dem
Massaker von Srebrenica werden noch weitere Opfer identifiziert.
Fototexte schreiben: So kann es gehen
Klären Sie zunächst: Nehme oder habe ich ein dokumentarisches
Foto oder ein Symbolfoto? Zu einem dokumentarischen erzählen
Sie die Geschichte hinter dem Bild, unter ein Symbolfoto setzen Sie
eine oder die Kernaussage des Haupttextes. In beiden Fällen gilt:
- Erzählen Sie eine Geschichte
- Bringen Sie Menschen ins Spiel
- Wenn es passt, auch Emotionen
Ein BMW-Mitarbeiter in München poliert die Motorhaube eines Modells
der Dreier-Reihe ist ein Symbolfoto. Im Artikel geht es um das Thema
Werkverträge, aus Sicht des Betriebsrats droht dadurch Lohndumping.
Also vielleicht Umstrittene Unterstützung: BMW-Betriebsrat kritisiert
Vergabe von Arbeiten an externe Firmen. – Oder Kollege Unbeliebt:
BMW-Betriebsrat kritisiert Lohndumping durch Werkverträge.
Rettung gibt es auch für Eine Frau saugt mit einem Staubsauger den
Fußboden eines Wohnzimmers. Im Artikel geht es um eine Ausstellung
zum Klischee „Hausfrau“. Also vielleicht Reif fürs Museum: Eine
Ausstellung in Würzburg räumt auf mit dem Hausfrauen-Klischee.
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